Neuigkeiten

30.09.2022
Rundschreiben September 2022
40 JAHRE RICHARD-WAGNER-VERBAND WÜRZBURG-UNTERFRANKEN E.V.

ERÖFFNUNG MARGOT MÜLLER FORUM
Liebe Mitglieder und Freunde des Richard-Wagner-Verbandes Würzburg-Unterfranken e.V., 

nach nahezu 3 jähriger Bauzeit schätze ich mich überglücklich das Margot Müller Forum in unseren Räumen Münzstraße 10 am Wochenende vom 21./22. Oktober 2022 festlich zu eröffnen. Schön, dass wir an diesem Wochenende auch das 40 jährige Bestehen des Richard-Wagner-Verband Würzburg-Unterfranken e.V. feiern dürfen. Ich lade Sie herzlich ein, an der festlichen Eröffnung des Margot Müller Forums teilzunehmen.

Aufgrund der begrenzten Platzanzahl werden wir unsere Eröffnung an zwei Abenden durchführen.
Am 21. Oktober 2022 möchten wir uns bei allen Förderern, Unterstützern, Helfern und Stuhlpaten für die Unterstützung unseres Bauprojektes bedanken. Diese erhalten für den 21. Oktober eine gesonderte Einladung.

Am 22. Oktober 2022 um 19 Uhr möchten wir das neue Margot Müller Forum allen interessierten Mitgliedern vorstellen. Bitte melden Sie sich mit unserem beiliegenden Anmeldebogen an. Durch die begrenzte Platzanzahl werden die Karten nach Eingang der Anmeldung vergeben.

Ich freue mich auf Ihr Kommen.

 

Festprogramm am 21. und 22. Oktober 2022


Eröffnung durch den Vorsitzenden

Festrede Prof. Dr. Bernd Gay

Übergabe Margot Müller Preis 2022

Übergabe Eröffnungsgeschenk an das Philharmonische Orchester

Konzert mit GMD Enrico Calesso und Mitgliedern des Philharmonischen Orchesters Würzburg

gemeinsamer Ausklang des Abends mit Umtrunk


 

Konzerte und Vorträge im Margot Müller Forum


20.01.2023 – 19.30 Uhr - Klavierkonzert Lewin Krumpschmid

Herr Krumpschmid ist ein junger aus dem Raum Main Spessart stammender Pianist, der zur Zeit an der Folkwang Hochschule der Künste Klavier studiert. Der Klavierabend umfasst Werke von Carl Maria von Weber, Heinrich Marschner, E.T.A. Hoffmann und Richard Wagner.

 

10.02.2023 – 19 Uhr – Beethovens „Fidelio“ ein fehlerhaftes Meisterwerk?

Ebenfalls ist es uns eine Freude Herrn Dr. Peter Brenner in Würzburg wiederzusehen.
Der Vortrag, mit musikalischen (CD-) Beispielen, enthält eine eingehende Untersuchung der Aussage und Bedeutung von Text und Musik dieses Werkes.

 

04.04.2023 – 19 Uhr - „Parsifal“

Ich freue mich, Herrn Marcus Schneider erneut in Würzburg zu begrüßen. Herr Schneider, geboren 1954 in Basel, Studium phil. I und Pianist. 18 Jahre Klassenlehrer an der Rudolf Steiner Schule Basel. Rege Kurs- und Reisetätigkeit im In- und Ausland zu Musik, Pädagogik, Lebensfragen.

 

Bayreuther Festspiele

 

Mit großer Spannung wurde die Neuinszenierung „Der Ring des Nibelungen“ in Bayreuth erwartet.

Mit großem Staunen und konträrsten Kritiken wurde die Neuinszenierung beim Opernpublikum aufgenommen. Unsere 2. Vorsitzende, Frau Luitgard Jany hat sich in einem Essay mit der Inszenierung auseinandergesetzt. Er ist diesem Schreiben beigefügt.

Dafür recht herzlichen Dank!


 

Opernreisen 

 

In der Anlage finden Sie unser aktuelles Reiseprogramm. Ganz besonders herausheben möchte ich die Neuinszenierung des „Lohengrin“ der Bayerischen Staatsoper in München mit Klaus Florian Vogt und Anja Kampe. Wir haben hier ein Kartenkontingent erhalten.

Anmeldeschluss 25.10.22

Des Weiteren freue ich mich auf „Tristan und Isolde“ bei den Maifestspielen in Wiesbaden mit Andreas Schager und Anja Harteros in den Hauptrollen.



KAMMERMUSIK! Festival Würzburg

Zum guten Schluss darf ich noch auf das Kammermusikfestival Würzburg hinweisen. Das Kammermusikfestival wurde von Marie-Thérèse Zahnlecker und unserer Beirätin Theresa Maria Romes gegründet und findet in der Zeit vom 14. – 16. Oktober 2022 im Maschinenhaus auf dem Würzburger Bürgerbräu Gelände stattfindet. Das Festival Programm finden Sie in der Anlage beigefügt.


Mit freundlichen Grüßen

Ihr

Thomas Kestler
Vorstand des Richard Wagner Verbandes
Würzburg Unterfranken e.V.








 

Schwarz first!  - Der neue  „Ring“ in Bayreuth

Essay von Luitgard Jany


Valentin Schwarz, der Regisseur des neuen „Ring des Nibelungen“ in Bayreuth entfachte mit seiner „Deutung“ bei dem Großteil der Bayreuth-Besucher einen Sturm der wütenden Entrüstung. Was war geschehen?

Vom Verwirren und Manipulieren

Hier einige augenfällige Beispiele:
Symbole wurden permanent in ihrer Bedeutung verändert oder neu erfunden.
So war der „Ring“ das hinzu erfundene Kind von Brünnhilde und Siegfried. Oder der „Ring“ war ein unbekannter, geraubter Junge. Oder der „Ring“ war „der junge Hagen“. Erfundene Personen oder das Auftreten-lassen von einer oder mehreren Personen, die in der Orginalszene nicht anwesend sind, trugen zur Verwirrung bei.

Auch wichtige Objekte (z. B. Schwert, Tarnhelm, Walhall) wechselten irrlichternd in ihrer Erscheinung. Das Schwert als Vorhangstange, dann als eine Pistole, die vorher noch „Tarnhelm“ hieß. Aus Brünnhildes Pferd „Grane“ wurde ein Mann und Liebhaber Brünnhildes. Dann ihr alter Diener und später ein bei den Gibichungen Gefolteter und schließlich Geköpfter.

Doch dabei bleibt es nicht. Das ist dem Regisseur zu einfach. Das kann und macht heute doch (fast) jeder.
Eine Psychomethode, die sogenannte Doppelbindung (double bind) schafft da noch mehr Verwirrung. In der Psychologie spricht man von Doppelbindung, wenn zwei entgegengesetzte Aussagen von einer Person gleichzeitig übermittelt werden. Ein Mensch sagt zu seinem Gesprächspartner: „Ich vertraue Dir voll und ganz“. Körpersprachlich,  also in seiner Mimik, seiner Gestik, seiner Körperhaltung und seiner Stimme drückt dieser Mensch jedoch Ablehnung und Misstrauen aus. Was stimmt nun, fragt sich der Gesprächspartner? Soll ich dem Gesagten trauen oder dem Gesehenen und Empfundenen? Solche widersprüchlichen Aussagen und Botschaften im Rahmen der menschlichen Kommunikation verwirren erheblich und tragen dazu bei, dass der Empfänger dieser Botschaften beginnt seiner eigenen Wahrnehmung nicht mehr zu trauen. Wird diese Doppelbindung häufig erlebt, kann sie zu ausgeprägtem Selbstzweifel führen.

Schauen wir uns – als ein Beispiel - die Abschiedsszene des Liebespaares Brünnhilde und Siegfried im Vorspiel der „Götterdämmerung“ an. Mit dem Sonnenaufgang aus ihrem Liebesnest tretend beginnt diese Szene. Musikalisch überaus leidenschaftliche Motive erzählen von Liebe und körperlichem Entzücken. Brünnhilde eröffnet diese Szene mit den Worten: „Zu neuen Taten teurer Helde, wie liebt ich dich, ließ ich dich nicht?“  Abschiedsgeschenke werden ausgetauscht und als Pfand ihrer Liebe besungen. In den musikalischen Motiven dieses Liebesdialoges ziehen Stationen ihres Lebens wie Erinnerungsfetzen vorüber. Musiksprache und Körpersprache des Liebespaares sind laut Regieanweisung von Richard Wagner stimmig: „Brünnhilde umarmt Siegfried“, „Brünnhilde voll Entzücken den Ring sich ansteckend“, usw.

Nicht so auf der Bühne in Bayreuth im Jahr 2022. Da ist eine frustrierte, bürgerlich ordentlich gekleidete Mutter Brünnhilde nebst ihrer kleinen, verängstigt wirkenden Tochter im rosafarbenen Schlafanzug zu erleben. Mama Brünnhilde ist in ihrer Körpersprache eindeutig sauer auf Siegfried. Auch Siegfried zeigt sich tief verstimmt und angeödet. Das Paar rennt aneinander vorbei. Schaut sich wütend an. Singt ansonsten zur Wand oder in den Raum hinein. Schubst sich weg. Zeigt körpersprachlich Verzweiflung, Enttäuschung, Ablehnung und Wut.

„Okay“, denkt sich der textunkundige Zuschauer (bei leider ohnehin schlechter Textverständlichkeit): „Ein Ehestreit und der üble Typ Siegfried lässt dann noch Weib und Kind sitzen und verduftet. Wirklich auch gut gespielt von den Sängern. Das ist echt große Oper!“ Nun ja. Jedenfalls ist die Verwirrung der Regie psychologisch perfekt gelungen.
Denn was inhaltlich durch Text und Musik zum Ausdruck gebracht wird, wird durch die Körpersprache der Sänger negiert.

Das von der Regie hinzu erfundene Kind kann als Mittel der Verstärkung dieser double bind- Situation gedeutet werden. Das Hauptaugenmerk der Opernbesucher wird auf die fürchterliche Situation des Kindes gelenkt. Und wer hat nicht schon einmal das Gefühl kindlicher Hilflosigkeit am eigenen Leib erfahren? Da kann die Wut auf Siegfried steigen. Den sollte man verschwinden lassen.

 

Vom Verschwinden lassen

Ob Herr Schwarz aus biographischen Gründen Wut auf solche Typen, wie er hier „seinen“ Siegfried zeichnet, verspürt, wird wohl sein Geheimnis bleiben. Fest steht, dass er Wesentliches szenisch manipulativ mittels der Double Bind-Methode verändert. Sehr gerne greift er auch zum Weglassen, um seine Geschichte im Serienformat zu erzählen. Nicht auftauchen lassen, also verschwinden lassen ist da eine weitere Schwarz’sche Methode, aus dem „Ring“ eine banale Geschichte dysfunktionaler, verwahrloster Familien zu machen.

Jeder und Jedes wird banal. So lässt er alles, was mit Nahkampf verbunden ist, weg. Schwert, Speer, Helm, Schild – verschwunden. Stattdessen eine kleine Giftspritze, ein Messerchen, eine Vorhangstange. Die magische, symbolische und tatsächliche Kraft dieser Waffen wird kastriert. Männer und Frauen (Walküren, Brünnhilde), die diese Waffen zu benutzen wissen, gibt es nicht. Nur fiese Schlappschwänze bevölkern nunmehr die Bühne.

Verschwunden ist auch die Natur. Es gibt keinen Wald, kein Wasser, keinen Vogel, keinen Bären, kein Pferd, keine Felsen, kein Feuer, keine Sonne, kein Gold. Sehr schade. Denn die Natur spielt im Werk Richard Wagners eine zentrale Rolle. Der Natur widmete er deshalb - gerade auch im „Ring“ – berührende wunderschöne Musik. Im Wasser (Vorspiel „Rheingold“) beginnt  alles. Aus dem Wasser wird der Naturstoff Gold von dem Zwerg Alberich gestohlen. Er, der geile, narzisstisch-unreife Unhold erfährt von den redseligen Rheintöchtern, dass nur, wer der Liebe entsagt, das Gold zu einem totale Macht verleihenden Ring schmieden kann.  Alberich verflucht die Macht der Liebe und entscheidet sich für die Liebe zur totalitären Macht.

Der „Ring“ ist nun in der Hand eines Psychopathen, der alles fröhlich Lebende und Liebende hasst und vernichten will. Wir bekommen hier durch Richard Wagner die Figur des absolut Bösen aufgezeigt. „Wie ich der Liebe abgesagt, alles was lebt, soll ihr entsagen!“ sagt Alberich in der Dritten Szene im „Das Rheingold“. Damit dies geschehen kann, strebt Alberich die unbeschränkte Weltherrschaft an.  Das psychische Grundmuster eines Mao, eines Hitler, eines Stalin und derzeit lebender Folgediktatoren wird hier vorgestellt.

Dieses Urverbrechen gegen die Natur alles Lebendigen setzt den verhängnisvollen weiteren Verlauf der Tetralogie in Gang.  Im „Ring“ wird die Frage aufgeworfen, ob und wie die Menschheit diesem entsetzlich mörderischen Gift des erbarmungslosen  Vernichtenwollens entgegen treten kann. Besteht Hoffnung auf Humanisierung der Welt, in der Menschlichkeit dort beginnt, wo ein Mensch Anteil am Leid eines anderen Menschen nimmt?   Kann Empathie und Liebe diesen abgrundtiefen Hass und die Gier nach Macht und Gold besiegen? Im „Ring“, so wie er von Richard Wagner erdacht wurde, geht die Vertragswelt der Götter mit den Göttern selbst zu Grunde. Der verfluchte Ring wird von der sterbenden Brünhilde der Natur zurückgegeben. Doch Alberich, der empathielose Gewalttäter überlebt. Er bleibt der Menschenwelt erhalten! Wie kann sie dessen Gefährlichkeit erkennen?

 

Vom Anmaßen und Benutzen


Solche Fragen sind für Valentin Schwarz in seinem Regiekonzept belanglos. In seiner Inszenierung gibt es nur platte Schwarzzeichnungen verrohter familiärer Clanstrukturen. „Das entspricht ja auch diesem Generationen-Bild, das ich benutzt habe, wo wir im Ring diese Familie über mehrere Generationen in ihren Konflikten begleiten (....)Wir zeigen, dass wir alle beeinflusst sind von familiären Konflikten, von beruflichen Erfahrungen oder Traumata“ (V. Schwarz DW Live TV).

Echt jetzt? Eine Banalität, nämlich, dass wir beeinflusst sind durch „berufliche Erfahrungen, familiäre Konflikte und Traumata“ wird hier zur zentralen Aussage des „Rings“.  Haben Menschen nicht auch die Freiheit und Möglichkeit aus Ambivalenzen, Konflikten, heftigen Gefühlen und Traumata zu lernen? Und sich positiv weiter-zuentwickeln?

Warum, Herr Schwarz sind alle Figuren in ihrem „Ring“ fiese Typen?

Ein überdimensionales Video von kämpfenden Zwillingsföten eröffnet die Geschichte des „Rings“ im Jahr 2022. Verorten Sie das Übel vielleicht in den Genen? Im Mutterleib ?

Ist das nicht ein bisschen rassistisch? Zum Bösen geboren schon im Mutterleib?

Damit der tumbe Opernbesucher auch immer weiß, dass es irgendwie um Gene, Vererbung und Familie geht, haben die Protagonisten, die familiär wohl zusammengehören, entweder blonde oder dunkle Haare. Doch egal ob blond, ob braun: alle sind und bleiben in dieser Inszenierung menschliche Wracks. Vielleicht weil die Mama oder der Papa oder beide Eltern schon Wracks waren? Es hat zwar nun mal wenig mit Richard Wagners „Ring“ zu tun, aber sei es drum. Jetzt stellt sich wenigstens die Frage, welche „familiären Konflikte, beruflichen Erfahrungen oder Traumata“ die wohl genetisch determinierte menschliche Ausschussware beschäftigen?

Fehlanzeige!  Keine Konflikte, keine Änderungen, keine Ambivalenzen, keine Entwicklungen sind auf der Bühne zu sehen. Zu sehen sind lediglich durchgängig konsumgeile, eitle Barbiepuppen, herrisch-selbstsüchtige Matronen, drogenabhängige, eitle Tussis, enttäuschte, resignierte, passiv-aggressive Muttis. Und alle bleiben so wie sie waren und sind. Doof und frauenfeindlich.

Auch die Männer bekommen ihr Fett ab. Sie sind hauptsächlich Vergewaltiger, Killer, Gewalttäter, junge Schlaffis oder alte weiße Säcke (Fafner - Drache). Doof und männerfeindlich.

Zur Ehrenrettung des männlichen Geschlechts hat Herr Schwarz immerhin das männliche Menschenpferd Grane erfunden. Der Großstadtkämpfer mit japanischem Samurai-Hairstyle Grane scheint lieben zu können. Dafür wird er aber dann gefoltert und geköpft. Mit ihm hat der Zuschauer Mitleid. Und mit den erfundenen Kindern sicherlich auch.

Das soll auch so sein, denn die Kinder stellen nach Ansicht des Regisseurs den „Ring“ dar, der plötzlich wertvoll sein soll.

Aber Sorry, der Ring ist verflucht!

Er steht für Gier, Naturzerstörung, Macht, Unterwerfung und Töten. Diese Erkenntnis hatte Patrice Chéreau in eine aufrüttelnde Kapitalismuskritik übersetzt und damit einen Nerv getroffen. Valentin Schwarz dagegen hat nichts verstanden. Er weiß nur, dass er seine kaputten Typen möglichst drastisch im Serienformat mit Richard Wagners Musik als Soundtrack in Szene setzen will. Die Texte interessieren ihn- wie gezeigt - sowieso nicht. Anmaßend.

Mit den drei letzten Worten der „Ring“-Tetralogie möchte ich enden:

Herr Schwarz: „Zurück vom Ring!“